Leben auf einem Wackelpudding

Unseren dynamischen Planeten Erde erkundet

Von Alexander Neidhardt

52 Zuhörer lauschen den Ausführungen von Dr. Klügel

Am vergangenen Donnerstag trafen sich erneut wissenschaftlich Interessierte auf der Fundamentalstation Wettzell zum diesjährig ersten Vortrag des Fördervereins Geodätisches Informationszentrum Wettzell e.V.(GIZ). In diesem klärte Dr. Thomas Klügel unter dem Motto „Leben auf einem Wackelpudding – die Dynamik der Erdoberfläche“ über die dynamischen Veränderungen auf unserem Heimatplaneten Erde auf.

Nach der Begrüßung durch den Hausherrn der Station, Dr. Wolfgang Schlüter, stimmte Dr. Klügel auf das Thema mit dem Hinweis ein, dass mit heutigen Messverfahren im Millimeterbereich die lokal, regional und sogar global wirkenden Kräfte, welche seit Millionen von Jahren auf unserem Planeten herrschen, direkt sichtbar werden. Für den Laien am deutlichsten erkennbar sind dabei die lokalen Effekte, wie man sie bei Erdbeben und vulkanischen Aktivitäten z.B. entlang des „Ring of Fire“ rund um den Pazifischen Ozean häufig antrifft.

Für regionale Einflüsse sind aber auch Massenveränderungen verantwortlich, welche eine gewisse Auflast auf die feste Erde erzeugen. Im Laufe der Erdgeschichte verschiebende Eis- und Gletschermassen lösen hier besonders nachhaltige Bewegungen aus. Doch auch die Wassermassen der Ozeane im Wechselspiel zwischen Ebbe und Flut oder Luftmassenschwankungen durch Hoch- und Tiefdruckgebiete zeigen ihre Spuren.

Den regionalen Schwankungen sind dabei globale überlagert, wie Dr. Klügel weiter ausführte. Die generell bekannte Plattentektonik ist dabei aber nicht die einzige verändernde Kraft. Auch hier zeigt sich der Einfluss von Sonne und Mond, der je nach geographischer Lage Höhenschwankungen der festen Erde von ca. 40 cm bewirkt. Für die meisten wohl am interessantesten aber waren die dargelegten Erkenntnisse über die Bewegung der Erdplatten, zu denen der Geologe mit einem historischen Rückblick über die wissenschaftlichen Ideen überleitete. Verdeutlicht durch eine kurze Zeitreise vom Urkontinent Pangaea (225. Mio. Jahre) bis heute, wurden die immensen Bewegungen erkennbar, welche ganze Gebirgszüge, wie den Himalaja, erschaffen. Eine Kuriosität ist so auch in Island anzutreffen, wo man auf der Insel mit wenigen Schritten zwischen der amerikanischen und europäischen Platte wechseln kann.

Der Motor für solche massiven Bewegungen, die dafür sorgen, dass ganze Ozeanbecken an ozeanischen Rücken entstehen und an sog. Subduktionszonen wieder in die Tiefe abtauchen, beruht vermutlich auf den Konvektionszellen. Diese sind mit einem an einer Stelle beheizten Wasserglas vergleichbar, in dem sich durch Erwärmung und Abkühlung Strömungskreisläufe und damit Massentransporte ergeben. Mit Informationen zum Beitrag der Fundamentalstation in der Wissenschaft bzgl. Modellverbesserung und Erkenntnisgewinnung rundete Dr. Klügel den Vortrag ab. Eine Fragerunde bot Gelegenheit zur tiefergehenden Erkundung.

Der nächste Vortrag findet am 11.03.2004 statt und beschäftigt sich mit dem Thema „Mission zum Planeten Erde – geophysikalischen Phänomenen auf der Spur. Referent ist dann Dr. habil. Ulrich Schreiber. (Infos unter http://www.giz.wettzell.de/


Erschienen in:
(Nr. 31 vom 07.02.2004) jpg
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Ankündigung erschienen in:
(Nr. 27 vom 03.02.2004) jpg