In die Tiefen der Geologie abgetauchtErste GIZ-Exkursion führt nach WindischeschenbachVon Alexander Neidhardt
Bei den Bohrungen konnten wichtige Erkenntnisse zum Aufbau und Zustand der oberen Erdkruste gesammelt werden. Es wurde erkannt, dass es in diesen Tiefen trotz der enormen Auflast offene Risssysteme mit teilweise direkter Kommunikation (verbundene Wassersysteme) gibt, was in Laborversuchen nicht nachvollziehbar ist. Die in 9000 Metern angetroffenen Gesteinsabfolgen entsprechen exakt denen an der Oberfläche, wodurch zum ersten Mal der Betrag einer Überschiebung direkt messbar wurde. Die gemachten Erfahrungen flossen maßgeblich bei der Erstellung neuer Krustenmodelle ein. Die entwickelten Technologien und Bohrtechniken, z.B. zur Neigungsmessung und zum genutzten Sohlemotor, kommen noch heutigen Bohrsystemen zu Gute. Nach der grundlegenden Einführung durfte die Besuchergruppe mit Helmen ausgestattet den 83 Meter hohen Bohrturm bis auf eine Höhe von 14 Metern besteigen, um sich im ehemaligen Kontrollraum mittels eines Videofilms einen Einblick in die aktiven Jahre zu verschaffen. Besonders eindringlich war dieses Erlebnis, da die Gruppe dort einen Gewitterregen mit Böen miterlebte. An dieser Stelle wurden noch einige Fakten deutlich. Das gesamte Gestänge des Bohrers wiegt bei einer Länge von 9 Kilometern 360 Tonnen. Alle 100 Meter musste der Bohrkopf gewechselt werden, was trotz dieser Tiefen durch den teilautomatischen Betrieb nur ca. 38 Stunden gedauert hat. Dabei kam die Bohrung selbst jede Stunde aber nur ungefähr einen Meter voran. Probleme bereiteten dabei zwei Gestängeabstürze und ein festgefressener Bohrkopf, der nur durch Absprengung und erneuter, vorbeiführender Bohrung umgangen werden konnte. Auch der Einsatz von Elektronik ist in diesen Tiefen generell wegen der Temperaturen von ca. 275 Grad Celsius unmöglich. Nachdem der Regen nachgelassen hatte, konnten die Exkursionsteilnehmer wieder auf festen Boden herabklettern und wurden durch einen wundervollen Regenbogen für das abenteuerliche Erlebnis belohnt. Anschließend wurde die Heimreise angetreten. Dabei fasste man den Entschluss, solche Exkursionen in unregelmäßigen Abständen zu wiederholen. Damit auch berufstätige bei zukünftigen Ausflügen nicht benachteiligt sind, sollen die nächsten Ausflüge an Wochenenden stattfinden.
|