Vom Drachenkamm zur "Sporer-Quetsch"

GIZ-Exkursion - Wanderung am Pfahl bei Viechtach

Von Alexander Neidhardt

Zur Verkürzung der selbst auferlegten Sommerpause rief der Förderverein Geodätisches Informationszentrum Wettzell e.V. (kurz GIZ) seine Mitglieder und Interessierte zu einer weiteren Exkursion auf. Ziel war diesmal der Pfahl bei Viechtach als einzigartiges, geologisches Naturphänomen in Europa. Der Verein konnte bei der Wanderung entlang des kleinen Pfahlrundwegs wiedereinmal auf fundierte Kenntnisse der Referenten bauen. Diesmal bestritten der Förster Heinrich Schmidt, der Geologe Dr. Thomas Klügel und der Hobbyzoologe und -botaniker Rudolf Zernecke gemeinschaftlich die Führung und lieferten zahlreiche Informationen zur Geschichte der Nutzung, zum geologischen Aufbau und zur Tier- und Pflanzenwelt des Pfahls.

Die Exkusrionsteilnehmer vor dem Pfahl bei Viechtach

Heinrich Schmidt, der als Projektleiter seit 31 Jahren maβgeblich für den Schutz und Erhalt des Naturschutzgebiets um den Pfahl und den damit geförderten, sanften Tourismus verantwortlich ist, konnte den zahlreichen Teilnehmern interessante Einblicke in die Geschichte des Quarzabbaus in den Jahren von 1892 bis 1992 bieten. In dieser Zeit wurde von bis zu 80 Personen meist mit kräftezehrender Handarbeit Schottermaterial gefördert. Die verbliebenen Gebäude und Funktionsanlagen von der Schmiede über die Seilbahn bis zur sog. "Sporer-Quetsch", einer Anlage zur Zerkleinerung und zum Waschen des Abbaumaterials zeugen von einer bewegten Geschichte, welche geprägt war von harter Arbeit, zahlreichen Unfällen und gesundheitlichen Einbussen für die Arbeiter. Mittlerweile ist aus dem einstigen Abbaugebiet ein Naturschutzgebiet geworden. Die Stadt Viechtach konnte im Laufe der Jahre das ca. 45 ha groβe Areal erwerben. Hier ist besonders die ehemalige Betreiberfamilie Sporer zu erwähnen, welche Grund und Boden günstig zur Verfügung gestellt hat und sogar bis in das Jahr 1704 datierte Dokumente zur Entwicklungsgeschichte übergab.

Der Rundgang vom Pfahlparkplatz bis hin zum ehemaligen Steinbruch wurde ergänzend von geologischen Erklärungen durch den Vereinsvorsitzenden Dr. Thomas Klügel ausgeschmückt, der als studierter Geologe die wissenschaftlichen Hintergründe aufzeigte. Beim Bayerischen Pfahl handelt es sich somit um eine zum Teil mit Quarz ausgefüllte Störungszone mit einer Länge von ca. 150 km zwischen Amberg und Passau. Diese duktile Scherzone entstand wie auch die Donau-Scherzone und die Fränkische Linie bei der sogenannten variszischen Gebirgsbildung, bei der vor ca. 300 bis 360 Millionen Jahren durch Kollision der Kontinente Laurasia und Gondwana in Mitteleuropa noch lange vor Entstehung der Alpen ein Hochgebirge aufgeworfen wurde. Dessen Reste sind unter anderem noch heute im Bayerischen Wald sichtbar. Die Quarzmineralisation erfolgte hierbei vor ca. 250 Miollionen Jahren im Zuge einer Dehnungsphase durch Ausscheidung aus einer 200 bis 250 Grad heiβen, wässrigen Lösung. Da Quarz zu den härtesten Mineralien zählt, wurde der Pfahl durch Verwitterung aus dem umgebenden Gestein herauspräpariert.

An markanten Stellen des Biotops konnte neben Förster Schmidt auch der Hobbybotaniker und -zoologe Rudolf Zernecke mit Wissenswertem über die Flora und Fauna glänzen. So berichtete er, dass an den Felswänden seltene Schwefelflechten wuchern und in den vereinzelt im Steinbruch existierenden Wasserstellen vom Aussterben betrote Gelbbauchunken, Molche und Libellen eine letzte Rückzugsmöglichkeit gefunden haben. Die umliegenden Wälder werden zudem, laut Schmidt, wieder in Form eines natürlichen Waldes aufgeforstet.

Zum Abschluss verwies Heinrich Schmidt, der trotz seiner Funktion als stellvertretender Landrat Zeit für die ehrenamtliche Tätigkeit als Pfahlführer aufbringt, noch auf zahlreiche Weiterführungsprojekte, wie z.B. der Restauration der Verarbeitungsanlagen in der "Sporer-Quetsch". Im Anschluss an die Führung lieβen die Teilnehmer den Tag bei einem gemütlichen Grillabend ausklingen.


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