Die Folgen globaler Erwärmung sichtbar gemacht

GIZ-Vortrag über millimetergenaue Beobachtungen aus dem Weltall

Von Alexander Neidhardt

Dr. Meyer vor einem "Phasenbild" des Cotopaxi Vulkans in Ecuador

Eine treue Zuhörerschaft findet sich jedes Mal im Sitzungssaal der Fundamentalstation Wettzell ein, wenn der Förderverein Geodätisches Informationszentrum Wettzell e.V. einen seiner Vorträge präsentiert. So auch am Donnerstag als Dr. Franz Meyer über das Thema "Radarfernerkundung - millimetergenaue Beobachtungen von Deformationsprozessen aus dem Weltall" referierte.

Der Geodät, Dr. Meyer, ist den Wettzeller Stationsbediensteten seit seiner Diplomarbeit vor fünf Jahren kein Unbekannter mehr. Mittlerweile arbeitet er für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen an Projekten für die Radarfernerkundung, bei denen mit Hilfe von Satelliten, zum Beispiel aus 800 Kilometern Höhe, Bewegungen auf der Erde mit einer Genauigkeit von weniger als einem Zentimeter gemessen werden können.

Franz Meyer begann seine graphisch anschauliche und allgemein verständliche Präsentation mit einem historischen Überblick über die Entwicklung der Fernerkundung. Während man sich früher exponierte Stellen, wie Berge oder Türme, dazu auswählen musste, konnten Anfang des 20. Jahrhunderts mit Hilfe der Luftschiffe erste Beobachtungen aus größeren Höhen durchgeführt werden. Besonders das Militär war an solchen Daten hochgradig interessiert. Zahlreiche Expeditionen über der Arktis und Antarktis wurden unter anderem auch mit dem deutschen Luftschiff "Graf Zeppelin" unternommen. Doch erst mit Hilfe der Satellitentechnik war es schließlich möglich, die komplette Oberfläche der Erde in einer relativ kurzen Zeitspanne zu erfassen.

Während die auf optischen Verfahren basierenden Systeme ihre Schwächen bei Bewölkung und bei Nacht offenbaren, kann mit Hilfe von Radarwellen durchgängig beobachtet werden. Mit Hilfe geeigneter Techniken kann dabei aus den schwer zu interpretierenden Bildern ein dreidimensionales Geländemodell errechnet werden. Das Prinzip der Messung beruht auf einer Ermittlung der Phase. Das ist der Teil eines periodischen Wellenzugs, der nach mehrmaligen Wiederholungen einer Wellenperiode über eine Strecke hinweg als Restperiode verbleibt. Sie ist abhängig von der beobachteten Topographie und der in ihr stattfindenden Bewegungen. Somit ist es möglich, dass wie bei der Shuttle Radar Topography Mission der U.S. Weltraumbehörde NASA im Jahr 2000, eine Kartierung der Erdoberfläche vorgenommen werden kann. Das Ergebnis sind plastisch wirkende Bilder oder 3D-Geländemodelle. Der Referent zeigte dazu einen beeindruckenden, virtuellen Überflug über das Gebiet um den Cotopaxi Vulkan in Ecuador.

Damit kam Dr. Meyer zu seinem Hauptthema, der Vermessung von Bewegungen auf der Erdoberfläche. Besonders beeindruckend war hierzu, dass mit Hilfe der Radartechnik die Auswirkungen der globalen Erderwärmung direkt sichtbar gemacht werden können. Im Jahre 2002 konnte hierzu das Verschwinden einer Eisfläche der Größe von ganz Niederbayern innerhalb weniger Monate im Larsen Schelfeis in der Antarktischen Halbinsel beobachtet werden. Ein weiteres Einsatzgebiet der Technik ist die Vermessung von Vulkanen, da sich vor Ausbrüchen das umliegende Gebiet über der sog. Magmakammer um wenige Zentimeter heben kann. Des Weiteren werden auch teilweise destruktive Erdbebenverschiebungen mit diesem Verfahren detektiert.

Besonders anschaulich waren die Erzählungen von Franz Meyer über seine Teilnahme an einer Forschungsexpedition in die russische Arktis zur Überprüfung der Modellrechnungen. Von zahlreichen gefährlichen Begebenheiten in einer unwirtlichen Umgebung wusste er zu berichten, in der die Gelände der russischen Atomversuche liegen. Filmausschnitte ließen es nur erahnen, welch eine interessante aber auch strapaziöse Reise er miterlebt hatte. Er schloss seinen Vortrag mit Beobachtungen von einigen europäischen Großstädten. Mit Hilfe der Radartechnik gelang es nämlich, lokale Setzung im Millimeterbereich, wie zum Beispiel entlang der U-Bahnroute Jubilee Line in London, zu erkennen. Im Anschluss an den Vortrag fand nach üblichem Muster eine gemütliche Nachsitzung mit der Möglichkeit zur Diskussion statt.

Der letzte Vortrag für dieses Jahr findet am 16. Dezember statt und beschäftigt sich mit dem Thema "Geodäsie im weißen Nichts - mit Skiern auf historischen Spuren durch Grönland". Darin berichtet Andreas Reinhold über seine Grönlanddurchwanderung.


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