In den Tiefen des Silberbergs Bergmannsluft geschnuppert

Exkursion des Fördervereins GIZ nach Bodenmais - Neues Vortragsprogramm

Von Alexander Neidhardt

Um die vortragsfreie Zeit und damit die Sommerpause zu füllen, bietet der Förderverein Geodätisches Informationszentrum Wettzell e.V., wie bereits im Vorjahr, auch heuer seinen Mitgliedern und Freunden die Möglichkeit, an Exkursionen zu wissenschaftlich interessanten Orten teilzunehmen. Am vergangenen Sonntag ging es deshalb hinab in die Tiefen des Historischen Besucherbergwerks am Silberberg in Bodenmais, um sich einen Einblick in die harte Arbeit eines Bergmanns zu verschaffen.

Die Gruppe der Exkursionsteilnehmer vor dem Einstieg in den Barbarastollen

Leider hatte diesmal der Verein nicht so viel Glück mit dem Wetter. Trotzdem machte sich die eher kleine Gruppe auf, um mit der Bergbahn zum Gipfel des Silberbergs zu fahren. Trotz des bewölkten Himmels bot sich von dort ein herrlicher Überblick über die Gegend um Bodenmais und das Zellertal. Vom 955 Meter hohen Gipfel ging es dann zu Fuβ entlag der Skipiste zur Mittelstation, wo sich der Eingang zum Besucherbergwerk befindet. Dort schloss man sich einer offiziellen Führung durch den sogenannten "Barbarastollen" an. Zuvor mussten sich die Teilnehmer jedoch erst mit Schutzmänteln und Helmen bekleiden und erhielten anschlieβend eine Einführung per Tonaufzeichnung über die geschichtliche Entwicklung des Bergbaus in Bodenmais.

Eine erste urkundliche Erwähnung gibt es aus dem Jahre 1313. Doch erst 1463 verliehen die Bayerischen Herzöge die Grube des "allmechtigen Gottes Gab". Im 16. Jahrhundert wird diese an den Kammerherrn Karl Keck verschenkt. Im Laufe der langen Tradition des Bergbaus folgen mehrere Verstaatlichungen und Rückgaben bzw. Verkäufe an Privatpersonen. Die letzte Schicht erfolgt am 27. Mai 1962. Und seit dem Jahr 1997 besteht durch die Übernahme des Betreiberverbundes Historisches Besucherbergwerk BHS GmbH die Möglichkeit zu Führungen.

In der aktiven Zeit wurden dabei über 60 verschiedene Erze gefunden, darunter Schwefel, Kupfer, Silber, Gold und Platin. Während in den frühen Jahren das Hauptaugenmerk bei der Silbergewinnung lag, kam zu Zeiten der aufstrebenden Glasindustrie auch ein Groβteil des zum Schleifen genutzten "Polierrots" aus Bodenmais. Nebenbei wurde immer auch Vitriol gesotten, welches zum Gerben und Färben von Leder Verwendung fand. Die Gewinnungsmethode war dabei früher das sog. Feuersetzen, bei dem mit Hilfe eines Holzfeuers das Gestein erwärmt und durch den anschlieβenden Einsatz von kaltem Wasser brüchig gemacht wurde. Später wurde gebohrt und gesprengt.

Beeindruckende Vorführung des Setzens einer Bohrung durch den Bergwerksführer

Nach den einführenden Worten ging es endlich tiefer in den Berg, vorbei am Maschinenraum mit seinem Pressluftkompressor und dem 135 PS starken Elektromotor. Beeindruckend sind insbesondere die Gewölbe und Höhlen des "Groβen Barbaraverhaus", in dem man über 130 Stufen durch ein Labyrinth aus Stein steigt. Die nächste Station war der Bremsberg. In diesem Förderschacht wurde das Abbaumaterial aufgrund seiner eigenen Masse und dem geschickten Einsatz von Gegengewichten gefördert. Weiter hinten in den Stollen erlebte die Besuchergruppe eine Vorführung des Arbeitsalltags eines Bergmannes, als der Bergwerksführer unter ohrenbetäubendem Lärm mit einem Bohrhammer das Setzen eines Bohrlochs vorführte. Bei völliger Dunkelheit wirkten die lauten Geräusche der Maschinen und der anschlieβend simulierten Sprengung noch stärker, so dass man die Strapazen der gesundheitsschädlichen Arbeit eines Bergmanns erahnen konnte. Diese wurden meist nicht älter als 40 Jahre und starben oft an Staublunge. Die entbehrungsreiche und kräftezehrende Arbeit wird dadurch deutlich, dass für eine Sprengung ca. 30 Bohrlöcher gesetzt werden mussten. Eine Stunde Arbeit am ca. 60 Kilogramm schweren Bohrhammer brachte dabei weniger als 2 Zentimeter Vortrieb. Dies liegt vor allem an der Beschaffenheit des Gesteins, das durchsetzt ist vom weiβen, sehr harten und zähen Bayerwald Gneis, was andererseits aber auch zu einer enormen Stabilität der Stollen führt.

Heutzutage werden die Stollen nicht mehr von den Bergleuten belebt, sondern dienen vor allem als Reservat für die vom Ausstreben bedrohten Fledermäuse. Acht verschiedene Arten kann man dort finden, u.a. das Langohr, die Bart- und die Wasserfledermaus. Um diese Bewohner nicht zu stören, ist das Fotografieren im Bergwerk verboten. Eine weitere Nutzung wurde durch die heilende Wirkung der ca. 4 Grad kalten und gegen Atemwegserkrankungen, chronische Bronchitis und Asthma wirkenden Luft entdeckt. In Heilstollen werden Therapien und Kuren angeboten.

Nach einer knappen dreiviertel Stunde verlieβ die Gruppe schlieβlich mit dem Bergmannsgruβ "Glück auf" wieder das Bergwerk. Dabei herrschten gemischte Gefühle vor. Einerseits waren die Besucher beeindruckt von den Erlebnissen, andererseits bedauerten einige den zu sehr auf Massentourismus ausgelegten Besucherbetrieb. Zum Abschluss und zu weiteren Diskussionen trafen sich Exkursionsteilnehmer und weitere Mitglieder des Vereins schlieβlich auf der Fundamentalstation, wo man bei Grillfleisch und zahlreichen Salaten den Abend in Form eines Sommerfests ausklingen lieβ.

Förderstrecke mit Hunt im Barbarastollen
(Bild: Historisches Besucherbergwerk BHS GmbH)
Der Bremsberg, ein Förderschacht, bei dem durch geschickten Einsatz von Gewichten das Erz aufgrund seiner eigenen Masse gefördert wird
(Bild: Historisches Besucherbergwerk BHS GmbH)

Das neue Vortragsprogramm für das zweite Halbjahr 2005 ist da!

Nach der Sommerpause setzt der Verein seine erfolgreiche Vortragsreihe mit wissenschaftlichen Themen fort. Veranstaltungsort für die Vorträge ist die Fundamentalstation Wettzell. Seit Anfang der Woche steht das neue Programm fest, zu dem wieder zahlreiche, renommierte Wissenschaftler gewonnen werden konnten. Besonders zu erwähnen ist hierbei der Vortrag von Prof. Ruder, der im Rahmen des Einsteinjahrs zur Relativitätstheorie referieren wird. Dieser Vortrag wird aufgrund des groβen Interesses im Haus des Gastes in Kötzting stattfinden. Das Vortragsprogramm im einzelnen:

22. September 2005
Prof. John Dow (ESA/ESOC Darmstadt)
Galileo - das europäische Navigationssystem
13. Oktober 2005 Prof. Hanns Ruder (Univ. Tübingen)
Was auch Einstein sicher gern gesehen hätte - Visualisierung relativistischer Effekte
17. November 2005 Prof. Dietmar Grünreich (BKG, Frankfurt)
Von Landkarten zur Geodateninfrastruktur - alter Wein in neuen Flaschen?
15. Dezember 2005 Alexander Neidhardt (TU München/Wettzell)
7 Tage in Tibet - Bits und Bytes vom Dach der Welt


Erschienen in:
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