Wenn Quaoar und Sedna Macht über das Forscherherz haben

Auf der Suche nach neuen Planeten - GIZ-Vortrag mit groβer Zuhörerschaft

Von Alexander Neidhardt

Ob Feindbild des 21. Jahrhunderts oder Objekt der Begierde, Kleinplaneten, Asteroiden oder Planetoiden wecken in vielerlei Hinsicht Interesse und Aufmerksamkeit nicht nur für ambitionierte Astronomen. Dies zeigte sich auch am vergangenen Donnerstag auf der Fundamentalstation Wettzell, als zahlreiche Besucher mit Peter Geffert von der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim auf die virtuelle Suche nach diesen kleinen Objekten gehen konnten. In dem Vortrag "Wie findet man einen Kleinplaneten? – Aktivitäten der Starkenburg-Sternwarte" des Fördervereins Geodätisches Informationszentrum Wettzell e.V. konnte der Referent nicht nur interessante Einblicke in unser Sonnensystem bieten, sondern auch darüber aufklären, welche Arbeit hinter der Suche von Himmelsobjekten, die oft nur einen Durchmesser von wenigen Kilometern haben, steckt.

Peter Geffert vor einem Foto des Newton-Spiegelteleskops, welches eine Spende von Dr. Dr. Fritz Mühleis an die Starkenburg-Sternwarte war

Der studierte Physiker Peter Geffert ist als Gründungsmitglied des Vereins Starkenburg-Sternwarte e.V. wie alle Mitglieder ein begeisterter Astronom. Mit dem Verein verbindet auch die GIZ-Mitglieder seit einigen Jahren ein guter Kontakt, seit die Starkenburg-Sternwarte die ausrangierte Beobachtungsantenne von den militärischen Anlagen auf dem Hohen Bogen erwerben konnte. In Heppenheim, zwischen Darmstadt, Heidelberg und Mannheim gelegen, fand sie so eine dauerhafte, zivile Nutzung im Auftrag der Radioastronomie. Doch die 1970 gegründete Sternwarte verfügt zudem über zahlreiche optische Teleskope, welche zum Teil in Form von Spenden an den Verein übergegangen sind. Auch wenn die Sternwarte ein Hauptaugenmerk auf die öffentlichkeitsarbeit durch das "Spazierengucken" bei regelmäβigen Beobachtungsabenden gelegt hat, betreiben die Hobbyastronomen auch ernsthafte Wissenschaft. Das vollkommen computergesteuerte Hauptteleskop, ein 45 Zentimeter Newton-Spiegelteleskop, dient zum Beispiel vor allem der Beobachtung und Fotografie von Nebeln und Galaxien und der Suche von Kleinplaneten, während ein Zeiss-Refraktor zur Erfassung der Sonnenaktivitäten genutzt wird. Und gerade bei der Ermittlung der Anzahl von Sonnenflecken, was als einfachster Index für die Sonnenaktivität gilt, liegt die Beobachtungsarbeit für die internationalen Dienste hauptsächlich auf den Schultern der Hobbyastronomen. Zahlreiche Fotos verdeutlichten die Farbenpracht und Schönheit des Universums eindrucksvoll und lieβen erahnen, was Auslöser für die Begeisterung an der Astronomie ist.

Nach diesem ersten Ausflug nach Heppenheim und den einführenden Eindrücken der Arbeit dort entführte Peter Geffert seine Zuhörer in unser Sonnensystem, um am echten Beispiel an das Thema Kleinplaneten heranzuführen. Die Eselsbrücke "Mein Vater erklärte mir jeden Samstag unsere neun Planeten" sollte es dabei den Anwesenden erleichtern, sich die Planeten unseres Sonnensystems in der richtigen Reihenfolge zu merken. Die Wortanfänge bilden nämlich die Anfangsbuchstaben der Planeten (Merkur, Venus, Erde, Mars bis Pluto). Die Sonnentrabanten kann man, ausgenommen den Kleinplaneten Pluto, in zwei Gruppen unterteilen: erdähnliche Planeten und Gasriesen. Neben diesen hinlänglich bekannten Objekten findet man noch Kometen, Staub, Gas und zahlreiche Kleinplaneten, sog. Planetoiden. Letztere befinden sich zwischen Mars und Jupiter und auβerhalb der Neptunbahn. Mit Hilfe der Software "Easy Sky", konnten sich die Anwesenden ein beeindruckendes Bild davon machen, wie viele solcher Objekte bereits bekannt sind. Ein Gewirr aus Punkten umkreist somit die Sonne, so dass es nicht verwunderlich ist, wenn diese Asteroiden oft als modernes Feindbild und Auslöser des Weltuntergangs missbraucht werden. Unbestritten ist jedoch, dass sie der Erde bedrohlich nahe kommen können, wie einige überflüge in weniger als 300000 Kilometern Entfernung - also weniger als der Abstand zum Mond - zeigen.

Animation unseres Sonnensystems einschlieβlich der ungeheueren Zahl an Kleinplaneten

Trotzdem sind gerade diese Objekte für die Astronomen Ziel ihrer Begierde, da zahlreiche noch unbekannte oder aufgrund mangelnder Beobachtungen wieder verloren gegangene Planetoiden entdeckt werden wollen. Dabei werden in zeitlichen Abständen mehrere Bilder aufgenommen und positioniert übereinandergelegt. Durch schnelles überblenden der Bildersequenz können somit Veränderungen, und damit bewegte und evtl. noch unbekannte Objekte sichtbar gemacht werden. Der Physiker zeigte dies anhand mehrerer Aufnahmen, welche er mit Hilfe von verschiedenen Softwarehilfsmitteln animierte, so dass das "Punktspringen" von Planeten von Bild zu Bild sichtbar wurde. Diese Softwarewerkzeuge ermöglichen es auch, automatisch bekannte Objekte zu identifizieren oder mittels Subpixelastronomie für die Positionsbestimmung eine wesentlich höhere Genauigkeit zu erzielen. Haben die Astronomen schlieβlich einen solchen Punkt identifiziert, werden die Daten an das Minor Planet Center (MPC) am Smithsonian Astrophysical Observatory weitergemeldet, welches die Beobachtungen auswertet. Es ist letztendlich auch für die Vergabe von Namen für neue Objekte verantwortlich. Und so können sich die Heppenheimer darüber freuen, dass die Planetoiden "Heppenheim" und "Starkenburg" von den Astronomen der Sternwarte entdeckt wurden und fortan am Firmament von der idyllischen Gegend am Odenwald künden.

Die Faszination, die von dem Thema ausgeht, wurde insbesondere bei der anschlieβenden, ausgedehnten Fragerunde deutlich, als sich auch die jüngsten Nachwuchsforscher, wie zum Beispiel ein kleiner Junge, einbringen und ihr Wissen über Planetoiden, wie die neu entdeckten "Quaoar" oder "Sedna", mit dem Fachmann austauschen konnten. Nach diesem Ausflug ins Universum wird der nächste Vortrag wieder in unsere Erde eintauchen. Zum Thema "Viel Wasser in groβen Tiefen – neue Experimente in der kontinentalen Tiefbohrung KTB" wird dann am 18. Mai Prof. Hans-Joachim Kümpel vom Leibnitz Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben in Hannover referieren.


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