Wie die Lehre in die Leere eines alten Schulhauses zurückkehrt

Pläne zum GIZ-Ausstellungsraum in alter Schule Wettzell - neues Vortragsprogramm

Von Alexander Neidhardt

Der Förderverein Geodätisches Informationszentrum Wettzell e.V. hat sich bei seiner Gründung im Jahr 2003 als Ziel gesetzt, die Messverfahren und -techniken der Geodäsie einer breiten &Öuml;ffentlichkeit nahe zu bringen. Zahlreiche öffentlichkeitswirksame Vorträge schaffen hier erste Berührungspunkte. Doch als langfristiges Ziel wurde bereits damals die Schaffung von Ausstellungsraum im Besonderen für Exponate aus der Geschichte der Fundamentalstation Wettzell geplant. Über die vergangenen Jahre hinweg konnten in diesem Zusammenhang zahlreiche Geräte wieder aufbereitet und teilweise bereits bei kleineren Ausstellungen präsentiert werden. Und nun kann der Verein auch mit ersten, vom Vereinsmitglied und Architekten Johannes Haslsteiner aus Bad Kötzting entworfenen Plänen für einen Ausstellungsraum im alten Schulhaus Wettzell aufwarten und erste Umsetzungsvorschläge aufzeigen. Das Konzept wurde vergangene Woche dem Bürgermeister der Stadt Bad Kötzting, Wolfgang Ludwig, vorgestellt, der volle Unterstützung zusicherte.

Das alte Schulhaus in Wettzell soll den zukünftigen Ausstellungsraum in einem Klassenraum im ersten Stock beherbergen

Dem jungen Verein wurde bereits kurz nach seiner Gründung durch die Stadt Bad Kötzting, die auch als korporatives Mitglied am Vereinsgeschehen Anteil hat, Platz im alten Schulhaus in Wettzell zur Verfügung gestellt. Unter anderem wurde dabei auch einer der Klassenräume frisch renoviert. Dies war für den Verein ein wahrer Glücksfall, da sich auf der Fundamentalstation im Laufe ihres Bestehens zahlreiche, nicht mehr verwendete Geräte angesammelt hatten, die für die Verschrottung eigentlich zu schade sind. Durch die Möglichkeit zur Zwischenlagerung konnte man sie für die Nachwelt retten und zugleich die Station entlasten. Doch nur damit wollte man sich nicht zufrieden geben. Vereinsmitglieder begannen in Eigenleistung mit den Instandsetzungsarbeiten und mit Inventarisierungsmaβnahmen, so dass man mittlerweile auf verschiedenste Exponate unter anderem zur Seismik, zum Thema Zeit und Frequenz oder zu den satellitengestützten Navigationssystemen, wie zum Beispiel GPS, zurückgreifen kann.

Entwurfskizze des zukünftigen Ausstellungsraumes

Und so kam der Entwurf des Architekten Haslsteiner gerade recht, der die ca. 64 Quadratmeter des alten, jedoch frisch renovierten Schulraums in ein einheitliches und doch variabel gestaltbares Design hüllt. Hauptbestandteil hierbei sind raumhohe, dreieckige Formelemente, die den Raum in einzelne Themenbereiche aufgliedern. In sie eingearbeitet sind kleinere Nischen für Ausstellungsobjekte. Die Verbindung zwischen den Bereichen schafft ein strukturierter Weg, der bis zum Fenster mit der besten Aussicht zur Fundamentalstation Wettzell führt und damit die direkte Verbindung zum geodätischen Observatorium schafft. Das Design sieht genügend Platz für PC-Plätze und Experimentierstationen vor, so dass speziell neben interessierten Bürgern als weitere Hauptzielgruppe auch Schüler angesprochen werden. Gezielte Aktionen im Rahmen des Schulunterrichts werden so möglich. Groβ angelegte Schautafeln sollen die manchmal relativ komplexe Materie der Geodäsie in unterschiedlichem Detaillierungsgrad erklären, so dass auch Studentengruppen und Fachleute auf ihre Kosten kommen.

Aufsicht auf das Modell des zukünftigen Ausstellungsraums, das von Lorenz Haslsteiner angefertigt wurde
Sicht in das Modells des zukünftigen Ausstellungsraums, das von Lorenz Haslsteiner angefertigt wurde

Bei aller Schwärmerei für die Details ist für den noch jungen Verein jedoch die finanzielle und arbeitstechnische Machbarkeit des bei viel handwerklicher Eigenleistung auf ca. 4000,- Euro geschätzten Projekts von gröβter Wichtigkeit. Zur Realisierung soll deshalb versucht werden, örtliche Firmen um Materialspenden zu bitten. Die Baumaβnahmen könnten dann durchaus in Eigenverantwortung durchgeführt werden. Dabei solle es auch an tatkräftiger Unterstützung von Seiten der Stadt nicht fehlen, wie Bürgermeister Ludwig zusicherte, wenn auch keine finanziellen Zuwendungen möglich sind.

Einen kleinen Wehmutstropfen hat der Ausbau des Schulhauses jedoch immer noch: das Gebäude bleibt aufgrund der finanziellen Situation der Stadt weiterhin zum Verkauf angeboten. Trotzdem ist man von Seiten des Vereins guten Mutes, dort ein Informationszentrum etablieren zu können. Angesichts so mancher noch auf der Fundamentalstation zwischengelagerter, historischer Schätze - unter anderem ein komplettes Laserteleskop samt Kuppel - bleibt nur zu hoffen, das es dem Verein gelingt, seine Ziele auch weiterhin wahr zu machen.

Das neue Vortragsprogramm für das zweite Halbjahr 2006 ist da!

Der Verein wird auch im zweiten Halbjahr sein populäres Vortragsprogramm fortsetzen und konnte wieder zahlreiche hochkarätige Referenten mit neuen Themen gewinnen. Ein besonderes Highlight stellt dabei der Vortrag von Professor Ruder am 19. Oktober im Haus des Gastes in Bad Kötzting dar. Dessen Vortrag über die Einstein'schen Theorien im vergangenen Jahr war ein regelrechter Publikumsmagnet. Diesmal hat er sich der Kosmologie verschrieben, was eine interessante und zugleich unterhaltsame Veranstaltung verspricht. Die Eintrittspreise betragen weiterhin für Nichtmitglieder 2.- Euro.

21. September 2006
Prof. Dr. Ulrich Schreiber (TU München, Wettzell)
Moderne Navigationsverfahren - Experimente zur Technik des GPS-Systems
19. Oktober 2006 Prof. Dr. Hanns Ruder (Univ. Tübingen)
Dunkle Materie, dunkle Energie (finstere Gedanken) -moderne Entwicklungen in der Kosmologie
16. November 2006 PD Dr. Thomas Jahr (Univ. Jena)
Der Blick in unsere Erde - Messverfahren in der Geophysik
14. Dezember 2006 Prof. Dr. Manfred Schneider (Regensburg)
Satellitengeodäsie - ein Rückblick

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